Wolfgang Kahlkes Reiseberichte






Fotos: Wolfgang Kahlke / Alfred Czogalla (Download mit Linksklick)

Kerpen Lourdes - Tag 7 Tours - Poitiers 6. Juni 2019

Als wir morgens wach wurden empfing uns die Sonne im Zimmer. Die Wettervorhersage prophezeite einen kühlen Morgen, der zu einem schönen Tag werden sollte und wieder hatte sie recht. Mittlerweile waren wir schon eine Woche unterwegs und hatten uns gut an das Leben auf der Straße angepasst. Die morgendlichen Aktivitäten waren größtenteils automatisiert und die Tagesabläufe wiederholten sich, auch wenn jeden Tag viele neue Eindrücke auf uns einströmten. An diesem Morgen fuhren wir erst mal mit dem Aufzug in die Tiefgarage, wischten grob den Dreck des vorhergehenden Regentags von den Rädern und schmierten etwas mit WD40 nach. Am Vorabend waren wir schon auf eine Bäckerei in der Nähe aufmerksam geworden, die unser französisches Frühstück bereithielt. Ein Baguette für die Pausen ließen wir durchschneiden (coupe), damit es in den Rucksack packt. Dank einer nagelneuen Edelstahl-Radbrücke überquerten wir die vielen Gleise des Bahnhofs recht bequem. Wie jeden Morgen war reichlich Verkehr unterwegs, der sich an manchen Engstellen weit zurückstaute. Trotz ruhiger Fahrweise kamen wir mit unseren Rennrädern meist schneller voran als die bemitleidenswerten Autofahrer. Nachdem wir die Cher (der Fluss) überquert hatten, führte uns ein Radweg aus Tours heraus. Das Streckenprofil sah nicht besonders anspruchsvoll aus, was sich auch bewahrheitete, da es unser Tag der Flusstäler war. Nach der Loire und Cher in Tours sollte der nächste Fluss die Indre sein, auf die wir nach der Überquerung einer kleineren Hügelkette trafen. Wir folgten ein paar Kilometer dem Tal des kleinen Flusses, ehe es über Land in Richtung der Vienne ging. Wie man links sieht war die Luft sehr klar und nur einzelne Wolken verzierten den Himmel. Auch wurde es immer wärmer und wir kamen gut voran.

Nach 43 Kilometern erreichten wir Pouzay und auch das Tal der Vienne, Anlass genug für uns im Bistro "O RESTO" zu rasten und einen Cafe au Lait zu trinken. Nach der angenehmen Pause auf der schattigen Terrasse überquerten wir die Vienne und befuhren für die nächsten 35 Kilometer eine kleine Straße, die links der Flussrichtung verlief. Die Straße wies kaum Autoverkehr auf und führte durch Felder und kleine Dörfer ohne Infrastruktur. Etwa die Hälfte der Strecke war allerdings eine Schotterpiste, da hier gerade nach französischer Methode die Straßenoberfläche verbessert wurde. Hierzu wird tonnenweise Rollsplit auf der Straße verteilt, der erst etwas gewalzt und dann von der Autos und Rennrädern abgefahren werden muss. Es handelte sich um eine gutes Gleichgewichtstraining, das wir sturzfrei und ohne Pannen überstanden haben. Erst in den größeren Gewerbegebieten der Stadt Châtellerault fanden wir wieder schöne glatte Oberflächen. Kurz bevor wir die Gemeinde verließen, widmeten wir uns dem Käse und Baguette (s. links). Einen großen Teil des Tagesumfangs hatten wir Mittags schon geschafft, was auch dem mittlerweile höheren Kilometer-Schnitt geschuldet war. Nach sieben Tagen auf den Rädern hatte sich eine gewisser Trainingseffekt eingestellt und das Tagesprofil erlaubte meist lockeres Radfahren.

Einen Höhepunkt hielt der letzte Tagesabschnitt im Tal des Clain aber noch bereit, und zwar den kleinen Ort Dissay. Wie schon häufiger trafen wir hier auf eine Baustelle, die wir durchwanderten, um plötzlich vor dem sehr beeindruckenden Chateau Dissay zu stehen. Leider hatten wir in diesem ehemaligen Bischofssitz nicht gebucht und waren gezwungen noch etwas weiter zu fahren. Unser Ziel war zum dritten Mal nacheinander ein Ibis Hotel, diesmal auch wieder direkt am Bahnhof, das wir ohne weitere Probleme erreichten. Da wir früh im Hotel ankamen und es schön warm und trocken war, bot sich ein Waschtag an. Wir spannten eine Leine durch das Zimmer, hängten alles auf und stiegen bald zur Oberstadt hinauf, um den alten Stadtkern zu besuchen. Der Gegensatz zu Tours war frappierend. Während Tours wie auf dem Reißbrett entworfen wirkte, war die auch sehr schöne, natürlich gewachsene Altstadt von Poitiers, schwierig zu erfassen. Wir liefen kreuz und quer und verschafften uns einen Eindruck von den vielen Sehenswürdigkeiten. Wir besuchten die Kathedrale und die sehr alte Kirche Notre-Dame, warfen Blicke auf das mächtige Hotel die Ville, die Präfektur, den Justizpalast und viele enge Gassen, durch die sich Autos quälten. Wir stärkten uns mit einer kleinen Quiche Lorraine und Pasta Carbonara, ehe wir über die lange Treppe wieder den Weg in die Unterstadt antraten. Die unerwartet schöne Stadtbegehung hinterließ einen angenehmen Nachklang.

Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
Grafik mit dem Geschwindigkeitsprofil

Tag 0 (Übersicht)
Tag 1 (Kerpen - Stavelot)
Tag 2 (Stavelot - Bouillon)
Tag 3 (Bouillon - Reims)
Tag 4 (Reims - Fontenay)
Tag 5 (Fontenay - Orleans)
Tag 6 (Orleans - Tours)
Tag 7 (Tours - Poitiers)
Tag 8 (Poitiers - Anglouleme)
Tag 9 (Anglouleme - Bordeaux)
Tag 10 (Bordeaux - Mont de Marsan)
Tag 11 (Mont de Marsan - Lourdes)
Tag 12 (Lourdes - Tourmalet)


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