Wolfgang Kahlkes Reiseberichte



Fotos: Wolfgang Kahlke (Download mit Linksklick)

Radtouren 2018 - Ruhrtalradweg Rundfahrt - Freienohl Gelsenkirchen

Unser Zimmer im Hotel Luckai hatte sich in den vorausgehenden Tagen schon recht gut aufgewärmt, so dass wir nicht besonders gut erholt am Frühstückstisch auftauchten. Auf dem Plan für die Tagesetappe standen kaum Höhenmeter, da wir die Ruhr, wie die meisten anderen Ruhrradler von der Quelle zur Mündung begleiteten. Allerdings hatten wir knapp 140 km vor der Brust. So wie bei unseren Touren üblich saßen wir zwischen 8:30 und 9:00 auf den Rädern um auch bald direkt neben der Ruhr zu radeln. Schon nach wenigen Kilometern tauchte die Verwaltungsstadt Arnsberg (s. links Mitte) am Horizont auf. Die Lage auf einer Anhöhe ist von allen Seiten imposant. Die Ruhr verführt hier eine 180° Kehre und erzeugt sozusagen eine Ruhrschleife, eine sehr beeindruckende Landschaft noch tief im Sauerland. Die darauf folgenden Orte Hüsten und Neheim fanden wir langweiliger, da es zum Teil auch etwas weiter entfernt von der Ruhr durch Gewerbegebiete ging. Wir hatten kurz danach bei Wickede schon die ersten 40 km hinter uns. Wegen des heißen Wetters fuhren wir ein Cafe im Ort, um uns etwas zu stärken und die bereits deutlich gelehrten Wasserflaschen wieder zu füllen.

Genau hier hatten wir auch das Sauerland verlassen und bewegten uns nun in der Folge, so wie die Ruhr, auf der Grenze zwischen dem Sauerland und der Soester Börde, eine etwas flachere und weitläufigere Landschaft. Fröndenberg flog vorbei, dass wir bei unserer Radtour nach Berlin schon mal besucht hatten. Die Radstrecke bewegte sich jetzt meist in der Nähe der Ruhr und auf asphaltiertem Grund. Leider führte sie aber auch an den nun folgenden Ostskernen vorbei. Dadurch konnten wir uns von Langschede, Schwerte, Westhofen und Hengstey keinen eigenen Eindruck bilden. Bei Herdecke hatten wir schon ca. 85 Kilometer hinter uns und mir stand der Sinn nach einem Eis, da es mit weit über 30° C deutlich fühlbar wärmer war, als am Vortag. Herdecke präsentierte sich mit einem frisch renovierten Marktplatz, der von einigen Fachwerkhäusern umstanden war. Die italienische Eisdiele versorgte uns hervorragend mit kühlenden Produkten, unsere Wasserflaschen mussten wir natürlich auch schon wieder füllen. Vor uns lag noch der letzte Abschnitt des Tages durch das Ruhrgebiet.

Ich hatte mir mehr Zeugnisse der Schwerindustrie erhofft, für die das Ruhrgebiet früher stand. In der Praxis fuhren wir von einem Erholungsgebiet zum nächsten (Hengsteysee, Harkortsee, Kemnader See und das idyllische Ruhrtal zwischen Hattingen Bochum Dahlhausen). Den ganzen Tag über konnten wir wegen des extrem hochsommerlichen Wetters schon die lokale Bevölkerung beim Baden in Relaxen in den Ruhrauen bobachten. Beim letzten Boxenstopp des Tages kurz vor Essen-Steele planten wir um. Da der Volker schon seit dem zweiten Tag starke Sitzbeschwerden hatte und die Temperaturen sich deutlich höher als vorhergesagt entwickelt hatten, wollte er sich den letzten Tag nicht mehr antun. So trennten wir uns in Essen-Steele, er steuerte den Hbf an und ich wie geplant Gelsenkirchen.

Kerndaten
Karte mit der Tagesetappe
Grafik mit dem Höhenprofil
Grafik mit dem Geschwindigkeitsprofilprofil

Tag 0 (Übersicht)
Tag 1 (Kerpen - Drolshagen)
Tag 2 (Drolshagen - Freienohl)
Tag 3 (Freienohl - Gelsenkirchen)
Tag 4 (Gelsenkirchen - Kerpen)


© WK

Radtouren 2018 - Ruhrtalradweg Rundfahrt - Gelsenkirchen Kerpen

Nachdem ich bei meiner Mutter in Gelsenkirchen übernachtet und gut gefrühstückt hatte, ging ich mit dem Rad auf den Heimweg. Da ich ja den Ruhrradweg bei Essen-Steele verlassen hatte, sah meine Planung eine Strecke mitten durch das Ruhrgebiet in Richtung Mühlheim an der Ruhr vor (die Ruhr-Strecke zwischen Mühlheim und Essen-Steele kannte ich aus der Vergangenheit schon recht gut). Es herrschten vormittags noch sehr angenehme Temperaturen, zudem führte mich die Strecke über etliche beschattete Schotterwege bis ich endlich auf der aufwendigen ehemaligen Bahntrasse zwischen Essen und Mühleim an der Ruhr landete. Hier links sieht man das derzeitige Ende vor der Ruhrbrücke, die Radwegschilder zeigen alle auf einen Aufzug, der leider an diesem Tag defekt war. Es war aber kein Problem den Weg durch die Innenstadt auf die andere Ruhrseite zu finden. Dort stieg ich wieder in den Ruhrradweg ein.

Wie praktisch überall, war die Route sehr gut ausgeschildert. Nach den westlichen Ortsteilen von Mühlheim folgte Duisburg mit seinem gewaltigen Binnenhafen. Ob es immer noch der größte Binnenhafen Europas ist weiß ich nicht, der Radweg führt jedenfalls mitten hindurch in Richtung der Mündung in den Rhein. Hier schwenkte ich auf den Rheintalradweg ein und durchquerte als erstes die Innenstadt, welche bei den tropischen Temperaturen fast menschenleer wirkte. Einen typischen Ruhrgebietskiosk nutzte ich für eine Pause und nahm dann Kurs auf Düsseldorf. Gleich der zweite Ortsteil ist Kaiserswerth (s. links) mit seiner mächtigen Festungsruine aus kaiserlichen Zeiten. Das Umfeld ist touristisch gut erschlossen. Auf dem Rheindamm hatte ich an diesem Tag zum Glück meist Rückenwind, was die Heimfahrt deutlich erleichterte. Nach der wie immer angenehmen Durchquerung von Düsseldorf, wollte ich hinter Neuss eine neue Streckenvariante in Richtung Rommerskirchen probieren.

Zwischen Neukirchen und Hülchrath landete ich unverhofft auf der Trasse einer ehemaligen Bahnlinie, die mir völlig unbekannt war. Die ersten Kilometer erwisen sich noch als etwas holprig, da diese nicht asphaltiert sondern eher ein glatter Trampelpfad war. Der Belag gestaltete sich auf den folgenden 10 Kilometern immer besser und irgendwann wurde mir klar, dass mich diese Bahnlinie im Schatten der Hangbegrünung fast bis Rommerskirchen führen würde, an diesem mittlerweile brüllend heißen Samstag eine verlockende Aussicht. In Eckum parkte ich vor meinem Standard-Bäcker um noch mal Kalorien und Wasser zu fassen. Der finale Abschnitt nach Kerpen brachte die bekannten Höhenmeter auf der "Alpenstraße" zwischen Oberaussem und Quadrath. Kerpen erreichte ich am frühen Nachmittag nach 4 Radtagen mit insgesamt 482 Kilometern, 3300 Höhenmetern mit einem Schnitt von 17,2 Km/h und 115 Pulschlägen/Min. Diese Tour war natürlich nicht touristisch sondern auf Strecke geplant. Volker und ich konnten uns vom Rad aus einige Einblicke gönnen in Kölner Stadtteile, das Bergische Land, das Sauerland, die Soester Börde, das Ruhrgebiet die Landeshauptstadt und den linken Niederrhein. Wenn man touristisch tiefer einsteigen will, dann sollte man natürlich mit kürzeren Etappen planen, eine ganze Menge Anregungen habe ich bei unserem schnellen Ritt trotzdem aufgenommen, so wie mein Rad viel Staub aufgenommen hat (s. links unten).