Wolfgang Kahlkes Reiseberichte










Fotos: Alfred Czogalla und Wolfgang Kahlke

Alpen Tour 2022: Jungholz Hahntennjoch Landeck (4. Juni 2022)

Ursprünglich wollten wir unser Basislager bei Füssen aufschlagen. Ich musste aber schnell feststellen, dass wegen des Pfingstwochenendes Andere schneller als wir mit dem Buchen gewesen waren. So landete ich mehr zufällig beim B&B Jungholz. Den Ort Jungholz kannte ich nicht, obwohl ich ja schon häufig in der Gegend gewesen war. Es ist eine österreichische Enklave, die in Deutschland und liegt, in der Nähe von Pfronten auf 1100 Höhenmetern. Im Winter kann man hier eine kleines Skigebiet nutzen, im Sommer bietet sich die Gegend zum Wandern an. Gut ausgeschlafen setzten wir uns an den toll gedeckten Frühstückstisch und versorgten uns mit Kalorien für den anspruchsvollen ersten Tag. Nachdem wir den Kuga auf den nahegelegenen öffentlichen, kostenlosen Parkplatz abgestellt und die Räder beladen und eine letztes Mal überprüft hatten, standen wir zum Start bereit (s. links oben).

Unsere 7-tägige Radtour eröffneten wir mit einer kurzen steilen Abfahrt durch den Ort. Da Jungholz keine Straßenverbindung zu Österreich hat, landeten wir zwangsläufig bald auf einer deutschen Bundestraße, die uns kurz, bis Unterjoch durch das Wertachtal führte. Hier bogen wir auf asphaltierte Wirtschaftswege ab, die uns wieder nach Österreich, in das herrliche Tannhäuser Tal führten. Im weitläufigen Hochtal standen die Bergwiesen in voller Blüte und wir genossen den Blick auf sehr schöne Berge. Auf dem Foto links sieht man zum Beispiel den Aggenstein, auf den ich mit Karl Lutsche, kurz vor unserer Alpenüberquerung, zur Akklimatisation gestiegen war. Wir nutzten diese ersten einfachen Kilometer, um uns an das veränderte Fahrverhalten unserer beladenen Räder zu gewöhnen und die Rucksäcke auf die richtige Position und Vorspannung zu zurren. Zum Ende des Tannhäuser Tals passierten wir noch den Haldensee auf der Bundesstraße. Es folgte die erste kurze Abfahrt mit einigen Kehren ins Lechtal, wo wir direkt ab Weißenbach dem Lechtal-Radweg folgten. Das Lechtal entpuppte sich nach dem Tannhäuser Tal gleich als ein weiterer Höhepunkt dieser ersten Etappe. Wir hatten einen heißen, klaren, hochsommerlichen Tag erwischt und fuhren nur abseits der Bundesstraße auf einem gut asphaltierten Weg mitten in der Natur. Nach einer ersten Verpflegungspause genossen wir den weiteren Verlauf im Tal und bereiteten uns gedanklich auf den ersten hohen Pass vor. Meine Radkollegen in Köln hatten uns für die Passage nach Landeck das Hahntennjoch empfohlen, aber auch gewarnt. Es ist nicht so namhaft, wie andere Alpenpässe, sollte aber auf keinen Fall unterschätzt werden. Wie recht sie hatten!

Wenn man auf Elmen zufährt, dann ist die erste steile Rampe, die sich aus dem Tal erhebt nicht zu übersehen. Schon nach kurzer Zeit waren wir beide im kleinsten Gang. Es war sehr heiß und sehr steil und leider auch sehr viel motorisierter Verkehr auf dem Pass. Alfred und ich wurden vom ersten Anstieg gleich richtig gefordert. Bei Bschlabs folgte ein flacherer Teil, der gut zu fahren war. Danach zeigte sich die ersten weiten Kehren und ein steileres Stück im Wald bis Boden. Tolle Blicke auf die Lechtaler Alpen entschädigten für die Quälerei. Bei Boden bogen wir nach links auf die finale Passstraße ab und hatten nun die letzten 500 Höhenmeter vor der Brust, welche auch die steilsten Stücke und sehr enge Kehren enthielten. Hier mussten wir einige Pausen einlegen, wenn der Puls sich mal wieder Maximalwerten näherte. Oben heraus wurden die Kehren weiter (s. links) und die Steigungsprozente kamen auch schon mal in den einstelligen Bereich herunter. Die Passhöhe befindet sich oberhalb der Baumgrenze und erfreulicherweise konnten wir gekühlte Getränke kaufen. Wir erholten uns ausgiebig und rollten dann in die Abfahrt, welche auch wieder beeindruckende Eindrücke hinterließ. In einem verkehrsarmen Bereich führte uns die Abfahrt durch ein verwunschenes Tal, welches nur aus Schotterhalden und Steilwänden rechts und undurchdringlichen steilen Nadelwäldern links zu bestehen schien. Die sehr kurvenreiche Passstraße klebte an der Steilwand und wir rollten immer mal auf eine Kolonne Autos auf, die uns mit einer permanenten Wolke von Bremsstaub versorgten. Weiter unten erreichten wir den Wald, in dem wir bis Imst unterwegs waren. Hier stoppten wir direkt am ersten Cafe des Ortes und gönnten uns eine Kaffee-Pause.

Der Rest des 99 Kilometer dieses Tages stellte keine besonderen Anforderungen. Nach einem kurzen Anstieg auf der von Urlaubsfahrten bekannten Bundesstraße, schossen wir sehr rasant ins Inntal und durften bei Mils die Bundestraße verlassen und nun bis zum Hotel dem Inntalradweg folgen. Nach kurzer Suche fanden wir unser Hotel mitten in der Fußgängerzone. Das Hotel Schrofenstein bot neben vier Sternen einen riesigen ebenerdigen, kartengesicherten Radraum und erholsame Einzelbetten. Wir genossen den warmen Sommerabend mit einem Spaziergang durch den Ortskern von Landeck und fanden in der Fußgängerzone auch noch ein Außenlokal, in dem wir uns Schweinefilets mit Pilzen und Spätzle gönnten. Es folgte eine recht warme Nacht nach dem bisher heißesten Tag des Jahres in Österreich.

Leistungsdaten
Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
Bildergalerie der gesamten Tour

Tag 1 (Übersicht)
Tag 2 (Jungholz - Landeck)
Tag 3 (Landeck - Schluderns)
Tag 4 (Stilfserjoch - Umbrailpass)
Tag 5 (Schluderns - St. Leonhard)
Tag 6 (St. Leonhard - Matrei)
Tag 7 (Matrei - Mittenwald)
Tag 8 (Mittenwald - Jungholz)


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