Wolfgang Kahlkes Reiseberichte















Fotos: Alfred Czogalla und Wolfgang Kahlke

Alpen Tour 2022: Mittenwald Kloster Ettal Jungholz (10. Juni 2022)

Am Morgen lernten wir beim Frühstück auch unsere Pensionswirte kennen. Wir hatten vor der Schlussetappe keine besondere Eile und waren froh, dass wieder trockenes Wetter angesagt war, auch wenn es deutlich abgekühlt hatte. Der Pensionswirt fuhr selbst Rennrad und gab uns noch Empfehlungen zur Strecke bis Garmisch, diese stimmte auch mit den Komoot Empfehlungen überein. Als wir unter einer dichten Wolkendecke losfuhren, konnten wir erfreulicherweise trockene Straßen nutzen. Direkt hinter Mittenwald verließen wir die Hauptstraße und wurden über eine kleine wellige Kreisstraße nach Kleis geführt. Die Wolken hingen immer noch sehr tief, aber wir erfreuten uns trotzdem an der landschaftlich sehr schönen Gegend (s. links). Nicht ohne Grund wurde dann ja wenige Wochen später, ganz in der Nähe, in Elmau, der G7 Gipfel abgehalten. Schon nach knapp 20 Kilometer Fahrstrecke erreichten wir die ersten Ausläufer von Garmisch-Partenkirchen und sahen zur linken die Olympische Sprungschanze. Plötzlich durchfuhren wir mal wieder eine große Stadt. Mit leichtem Gefälle und auf breiten Straßen ließ es sich zügig in Richtung des Loisachtals rollen.

Hier passierten wir bald den Urlaubsort Farchant und fuhren auf Oberau zu. Auf direktem Weg durch den Ort erreichten wir die Passstraße ins höher gelegene Ammertal. Nur etwas mehr als 200 Höhenmeter mit moderater Steigung absolvierten wir am bewaldeten Hang des Mühlbergs. Direkt hinter dem Waldrand tauchte dann die beeindruckende Kuppel der Basilika des Kloster Ettal auf. Nach bereits über 30 Kilometern entschieden wir uns für eine kulturellen Pause. Nach dem Anstieg auf der lauten Bundesstraße genossen wir die relative Ruhe des Klosterhofs. Auch hier fielen uns wieder einige amerikanische Touristen auf, welche die wiedergewonnenen Reisemöglichkeiten nach den Corona Einschränkungen nutzten. Die kunstvoll bemalte Kuppel der Basilika sollte man sich auch auf jeden Fall ansehen. Wir fühlten uns bald frisch und gut erholt und schwangen uns wieder auf die Räder. Schnell erreichten wir das Lindertal welches zwischen den Allgäuer Alpen und dem Ammergebirge liegt. Eine schöne, glatte und ziemlich verkehrsarme Straße führt durch das Tal, an dessen Beginn wir den kleinen Ort Graswang passierten, danach folgte bis zum Talende keine einzige weitere Ortschaft mehr. Das Schloss Linderhof von Ludwig II befindet sich etwas nördlich der Straße. Da wir es beide ganz gut kannten, verzichteten wir auf einen Stopp. Ich fand keinen guten Rhythmus auf dieser Strecke, vermutlich weil es meist leicht bergauf ging, was aber optisch nicht zu sehen war. Kurz hinter der österreichischen Grenze folgte eine längere Abfahrt bis zum Campingplatz am Plansee. Den herrlichen Blick auf den flaschengrünen See vor mächtigen Bergen nutzten wir zu einer Kaffee-Pause.

Am Plansee entlang fuhren wir auf einer Straße, die mich an norwegische Fjorde erinnerte, nur bewaldete Hänge, der See und eine kurvenreiche Straße bildeten die Landschaft. Nach dem Seeende führte uns eine weitere kurze Abfahrt unter dem Fernpass hindurch in die Außenbezirke von Reutte. Das schöne Lechtal hatte uns wieder und auch die Zivilisation. Hier ergab sich ein abwechslungsreicher Abschnitt durch etliche kleine Ortschaften bis wir schließlich bei Musau ins Vilstal abbogen (s. links). Hinter dem Ort Vils überquerten wir wieder mal die Grenze und erreichten mit Pfronten-Steinbach erneut deutschen Boden. Mit dem Auto waren wir hier schon sehr häufig auf dem Weg zum Fernpass oder zurück unterwegs gewesen. So langsam wurde das Ende unserer Radwoche eingeläutet, nur ein heftiger Aufstieg zur ersten und letzten Unterkunft stand noch auf dem Tableau. Wir verpassten zuerst das sehr kleine Sträßchen mitten in Pfronten.

Im Vilstal ging es nun immer parallel zum Bach hinauf, zuerst recht gemächlich, dann gelegentlich steiler werdend. Wir erreichten ein Viehgatter und dahinter eine Alm und mussten in Richtung Jungholz nach rechts abbiegen. Nun wurde es noch mal richtig steil, der Wiegetritt kam mal wieder zum Einsatz, wie man links sieht. Kurze Zeit später im Wald nutzte der Wiegetritt auch nichts mehr, als unser Weg in eine Schotterpiste mit etwa 20 % Steigung überging. Gemeinsam schoben wir die Räder durch einige sehr enge und sehr steile Kehren, bis wir wieder Asphalt erreichten. Auf dem letzten Kilometer erlaubten die Steigungsprozente auch wieder ein Aufsteigen und so konnten wir den finalen Kilometer artgerecht absolvieren. Unser Kuga stand noch treu auf dem Parkplatz am Ortseingang und wir legten die Räder, die uns so gute Dienst geleistet hatten direkt auf die Ladefläche. Noch leicht verschwitzt und etwas abgekämpft sieht man uns hier auf dem Parkplatz nach einer für uns beeindruckenden Runde durch die Alpen.

Wie die Daten weiter unten zeigen, lagen 565 Kilometer und 10.300 Höhenmeter in 7 Tagen hinter uns. Die optischen Eindrücke waren überwältigend. Der freundliche niederländische Pensionswirt hatte uns das selbe Zimmer zugeteilt, wie in der ersten Nacht. An diesem schönen Abend spazierten wir noch etwas in der Abendsonne durch den Ort, ehe wir es uns in der Pizzeria nebenan gut gehen ließen. Die Heimfahrt am nächsten Tag verlief unspektakulär. An Stuttgart kamen wir gut vorbei. Nur die absurde Baustelle bei Bad Kreuznach kostete uns diesmal auch auf der Rückfahrt wieder etwas Zeit. Wir kamen entspannt in Kerpen an und freuten uns das alles gut geklappt hatte. Mal sehen wo uns die nächste Tour hinführen wird?

Leistungsdaten
Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
Bildergalerie der gesamten Tour

Tag 1 (Übersicht)
Tag 2 (Jungholz - Landeck)
Tag 3 (Landeck - Schluderns)
Tag 4 (Stilfserjoch - Umbrailpass)
Tag 5 (Schluderns - St. Leonhard)
Tag 6 (St. Leonhard - Matrei)
Tag 7 (Matrei - Mittenwald)
Tag 8 (Mittenwald - Jungholz)


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