Wolfgang Kahlkes Reiseberichte







Fotos: Wolfgang Kahlke / Alfred Czogalla (Download mit Linksklick)

Kerpen Lourdes - Tag 10 Bordeaux - Mont de Marsan 9. Juni 2019

Als wir morgens das Hotel verließen stellten wir fest, dass es in der Nacht wohl kräftig geregnet hatte. Es war mit 15 Grad recht frisch und die Straßen auch noch nass, wie man auf dem Bild vom Vorplatz des Hotels gut erkennen kann. Wir zogen uns an diesem Sonntag Morgen die Windjacken an, ehe wir uns auf die 128 Kilometer dieses Tages begaben. Mit einem Schnitt von mehr als 24 km/h sollte es unsere "schnellste" Etappe werden, was außer der steigenden Formkurve vor allem an den Bedingungen lag. Der Tag gestaltete sich sonnig und trocken mit häufigem Rückenwind und der Kurs war insgesamt recht einfach zu fahren, wie wir gleich sehen werden. Allerdings hatten wir erst mal eine Problem zu lösen. Die Navigation wollte uns über nahe Autobahnbrücke schicken. Es kann sein, dass es da einen Radweg gab, wir fanden in jedenfalls nicht und nahmen ein kleinen Umweg über die nächstgelegene Brücke, in der Nähe des Zentrums von Bordeaux in Kauf. Auf dem Weg dahin fiel uns direkt hinter dem Ortschild der Stadt Bordeaux, mitten in einem hässlichen Industriegebiet am Ufer der Garonne, ein Groß-Bäckerei ins Auge. Hier konnte wir uns in aller Ruhe unser Standard Frühstück genehmigen. Die Croissants war lecker, der Kaffee leider nur aus dem Automaten. Kurz danach führte uns der Radweg auf die Brücke Pont Saint Jean und über die Garonne. Wir saugten den morgendlichen Anblick (s. links) der neunt größten Stadt Frankreichs und der schon sehr breiten Garonne in uns auf. als wir alles wieder verstaut hatten, tauchten wir in den westlichen Teil von Bordeaux ein. Allerdings hatten wir keine Zeit und Lust uns mit den Sehenswürdigkeiten von Bordeaux zu beschäftigen. Auf ziemlich leeren Straßen rollten wir aus der Großstadt heraus und durch die dörflichen Vororte, in der Nähe des Flughafens vorbei, immer in Richtung Süden. Kurz hinter dem Flughafen erreichten wir die Grenze des Naturpark der Gascogne, nach eigenen Angaben das größte zusammenhängende, ursprüngliche Waldgebiet Europas. Kurz bevor wir richtig in dies Gebiet eintauchten, erreichten wir den kleinen Ort Saucats. Es war kurz vor 10 Uhr und wir hatten schon fast 30 Kilometer auf dem Tacho. Wir fanden es war Zeit für eine zweites Frühstück mit Käse und Baguette und einen richtigen Kaffee. Diese Pause war auch im Nachhinein eine gute Entscheidung, denn auf den nächsten 50 Kilometern fanden wir außer Straßen keinerlei andere Infrastruktur vor.

Die folgenden Stunden sollte sich das Landschaftsbild nicht mehr ändern. Auf breiten geraden Trassen fast ohne Autoverkehr rollten wir durch die endlosen Wälder. Wegen des sandigen Bodens bestanden diese aus Kiefern und anderen Nadelbäumen. Wälder und einzelne Lichtungen wechselten sich ab, die Straßen waren schnurgerade angelegt, da auch Oberfläche des Belags meist nicht zu rau war, kamen wir ins Rollen. Es war auf Dauer schon etwas langweilig und wir suchten einen Rhythmus von regelmäßigen Führungs-Wechseln. Das funktionierte sehr fair und wir kamen gut voran. Schatten fanden wir in diesen riesigen Wäldern allerdings kaum, da der Abstand zwischen Straßenrand und Wäldern recht großzügig gestaltet war. Die Windjacken hatten wir schon früh ausgezogen und die Temperatur kletterte im Laufe des Tages auf bis zu 36 Grad in der Sonne. Wir durchquerten auch die eine oder andere kleine Ansiedlung, Menschen sahen wir allerdings keine, außer einigen anderen sonntäglichen Radfahrern und sonstigen Ausflüglern. Nach 81 Kilometern und zur heißesten Mittagszeit durchquerten wir mit Luxey doch wieder mal einen kleinen Ort. Hier fanden wir sogar eine offene Bar, gönnten uns ein Stil-Eis und der Wirt füllte uns auch die Trinkflaschen mit gekühlten Wasser nach. 12 Kilometer nach dieser erholsamen Pause erreichten wir den höchsten Punkt der schiefen Ebene und die letzten 38 Kilometer ging es wieder minimal bergab, ohne das sich das Landschaftsbild großartig änderte. Wir kamen sehr gut voran und umfuhren kurz vor unserem Zielort den dortigen Militärflughafen, um dann auf den letzten Kilometer in eine seltsame Aktion von französischen Zigeunern zu geraten. Dutzende große Wohnwagengespanne pendelten mit hoher Geschwindigkeit zwischen zwei großen Kreisverkehren in der Nähe des Militärflughafens hin und her, weniger rücksichtsvoll als der typische französische Autofahrer. Den Hintergrund dieser Aktion haben wir allerdings nicht verstanden. Kurz danach erreichten wir schon am frühen Nachmittag unser Hotel, welches schön zentral an einem riesigen Kreisverkehr gelegen war.

Das nette Hotel war privat geführt und wir erhielten ein sehr ruhiges Zimmer mit Blick in den schönen Garten. Als wir uns geduscht auf den Weg ins Stadtzentrum begaben, wies uns der Hotelier auf den großen Flohmarkt im gesamten Stadtzentrum hin. Mont de Marsan erwies sich als sehr sehenswert. Der Flohmarkt bot den Besuchern eher Antiquitäten als Plunder an, es wirkte fast alles recht stilvoll, bis auf die miserable Heavy-Metal-Livemusik. Wir schlenderten durch die schattigen Gassen und an den Ufern der Flüsschen Midou und Douze entlang, die sich mitten im Ortszentrum zur Midouze vereinigten. Hier fanden wir an einer Brücke die beeindruckende Skulptur eines Wasserspringers installiert. Zwei bekannte Bildhauer stammen aus dem Ort, denen auch ein Museum in einer alten Festung gewidmet ist. Irgendwann konzentrierten sich unsere Blicke aber mehr auf Speisekarten, der immer noch geschlossenen Restaurants. Direkt gegenüber unserem Hotel rüttelten wir an der Tür einer kleinen Pizzeria. Die Pizzabäcker hießen uns schon ganz selbstverständlich willkommen, obwohl die Bedienung noch gar nicht eingetroffen war. Wir genossen im Schatten vor der Pizzeria sehr gute südfranzösische Pizzas (Quattre Maison), ehe wir uns rundum zufrieden auf unser Zimmer begaben.

Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
Grafik mit dem Geschwindigkeitsprofil

Tag 0 (Übersicht)
Tag 1 (Kerpen - Stavelot)
Tag 2 (Stavelot - Bouillon)
Tag 3 (Bouillon - Reims)
Tag 4 (Reims - Fontenay)
Tag 5 (Fontenay - Orleans)
Tag 6 (Orleans - Tours)
Tag 7 (Tours - Poitiers)
Tag 8 (Poitiers - Anglouleme)
Tag 9 (Anglouleme - Bordeaux)
Tag 10 (Bordeaux - Mont de Marsan)
Tag 11 (Mont de Marsan - Lourdes)
Tag 12 (Lourdes - Tourmalet)


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