Wolfgang Kahlkes Reiseberichte




Fotos: Wolfgang Kahlke

Alpenquerung Etappe 3: Memminger Hütte - Zams

Für die ersten war gegen 5:00 die Nacht zu Ende, ab dem Zeitpunkt wurde es unruhig auf der Hütte. Punkt 6:00 ging die Tür zum Essensraum auf, wo sich sofort die verschlafenen Wanderer tummelten. Um 6:30 wollten wir in drei Gruppen weiter gehen. Uns sollte abermals ein warmer Tag mit viel Sonne erwarten. Die Tagesetappe begann noch im Schatten der umgebenden Berge mit einem hochalpinen Aufstieg in Richtung Seescharte. Nacheinander ergab sich beste Sicht auf den unteren, mittleren und oberen Seewisee. Hier muss ich erwähnen das die Memminger Hütte wirklich in allerbester Lage erbaut wurde. Von allen Seiten ergeben sich herrliche Ausblicke (s. links oben und auch Fotoalbum). Der Anstieg über etwa 400 Höhenmeter war recht steil und bot auch einige Abschnitte mit Seilsicherungen. Als ungeplante Attraktion tauchten mitten in einem Geröllfeld plötzlich Steinböcke knapp 20 Meter oberhalb von uns auf. Am Vorabend hatten wir beobachtet, wie diese vom Oberlahmsjoch her in den Kessel herabkamen. Wir erhielten ausgiebig Zeit die wenig scheuen Tiere bei ihren Scheingefechten zu beobachten.

Mit der Passage der Seescharte auf 2600 m.ü.N.N. (s. links Mitte) befanden wir uns auf einem Hang voll in der Morgensonne. Es war kurz vor 8:00 und bis zum Erreichen des Hotels ins Zams am Nachmittag sollte es nun bergab gehen, insgesamt 1850 Höhenmeter. Wir befanden uns hier noch in den Kalkalpen und mussten auf dem Geröll die Schritte sehr genau setzen. In sehr ruhigem Tempo bewegten wir uns abwärts, zuerst über ein großes steiles Geröllfeld, später zwischen Krüppelkiefern hindurch. Nach den ersten 800 Höhenmetern Abstieg erreichten wir mit anderen Gruppen die obere Lochalm. Bei der kurzen Rast ergab sich die Gelegenheit die Trinkflasche am kärglichen Strahl der Tränke nachzufüllen. Ab hier war der Abstieg weniger steil in Richtung Zammer Loch. Die untere Lochalm war schon bewirtschaftet und bot einige Getränke und üppige Brotzeitteller an. Hier kamen auch wieder alle drei Gruppen zusammen und wurden für den letzten Teil des Tages noch mal neu zusammengestellt. Der lange Abstieg mit vollem Gepäck erfordert eine Menge Kraft und Ausdauer. Mit angepasster Geschwindigkeit ging es weiter.

Das Tal des Lötzbachs wurde nun wieder enger, weit unter unserem Weg floss der Bach in einer engen Klamm ins Tal. Wir bewegten uns nun in "ausgesetztem Gelände" (s. links unten), wie wir am Vorabend erfahren hatten. Praktisch bedeutet es, das man nicht stolpern und seitlich runterfallen sollte, wenn man noch Pläne im Leben hat. Zams konnten wir auch bald sehen, allerdings stellten wir fest das zwischen sehen und dem Erreichen des Ziels noch eine Menge Zeit vergehen kann. Auf dem letzten Kilometer vor dem Tal, kurz vor dem Erreichen der "Märchenwiese", wurden wir noch von einem kurzen Regenschauer überrascht. In Verbindung mit den hochsommerlichen Temperaturen stellten sich sofort wieder extrem schwülwarme Bedingungen ein. Erstaunlich war für mich persönlich wie nervig die Rückkehr in die Zivilisation nach zwei Tagen Hochgebirge wirkt. Welch ein Krach, Gestank und Hektik nach der Ruhe in den Bergen. Dies Gefühl sollte sich noch wiederholt einstellen. Im Hotel empfing man uns dann gastfreundlich mit Wasser und einem Schnaps. Nach den anstrengenden ersten drei Tagen zeigte sich bei fast allen Teilnehmern eine große Müdigkeit. Obwohl keine Bettruhe angeordnet war, lagen die meisten von uns vor 22:00 im Bett.


Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
FLICKR Fotoalbum

Tag 0 (Gesamt-Übersicht)
Tag 1 (Oberstdorf - Kemptner Hütte)
Tag 2 (Kemptner Hütte - Memminger Hütte)
Tag 3 (Memminger Hütte - Zams)
Tag 4 (Zams - Braunschweiger Hütte)
Tag 5 (Braunschweiger Hütte - Vent)
Tag 6 (Vent - Vernagt Stausee)





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