Wolfgang Kahlkes Reiseberichte





Fotos: Wolfgang Kahlke

Alpenquerung Etappe 6: Vent - Vernagt Stausee

Um 5:00 morgens trafen wir uns verschlafen im Frühstücksraum des Hotels zum Thermofrühstück. Dies war erstaunlich kärglich ausgefallen, aber es war ja auch niemand da, bei dem man Brötchen nachbestellen konnte. Da ich zu dieser nachtschlafenden Zeit meist noch nicht besonders hungrig bin, war das nicht weiter schlimm. Um 5:30 standen wir dann im Dämmerlicht vor dem Hotel, bereit für den Tag. Wieder hatten wir großes Glück mit dem Wetter, der Dauerregen in der Nacht hatte pünktlich nach dem Frühstück aufgehört. Wir starteten guter Dinge in die lange Tagesetappe, schließlich stand am Vormittag ein durchgehender Anstieg von 1900 auf über 3000 Meter auf dem Programm. Als kleine Abwechslung besuchten wir eine lokale Touristenattraktion, den hohlen Stein. Aus gewöhnlich gut unterrichter Quelle war bekannt, dass hier der Ötzi die letzte Nacht vor seinem Meuchelmord auf dem Similaungrat verbracht hatte. Manche vermuten auch, dass er in der Massenunterkunft unter dem hohlen Stein geschnarcht hat.

Der erste Teil der Wanderung bestand aus einem ca. 8 Kilometer langen Wirtschaftsweg mit gleichmäßiger Steigung bis zur Martin-Busch-Hütte. Beim Anstieg war gut zu beobachten wie sich die Landschaft zusehends karger gestaltete. Irgendwann tauchte dann die Hütte in unserem Sichtfeld auf (s. links oben). Nach einer kurzen Pause ging es weiter bergauf in Richtung des Similaungletschers. Den Weg an der Ötzi Fundstelle vorbei konnten wir aus zeitlichen Gründen leider nicht mehr nehmen. Unsere Wanderkollegen, die von der Martin-Busch-Hütte gestartet waren berichteten uns in der Mittagspause aber lebhaft über ihre Erfahrungen auf der Tour. Das Gelände wurde nun sehr karg und noch steiler, bestand hauptsächlich aus Geröll, Bächen, Schnee- und Eis-Resten, offensichtlich war hier vor nicht allzu langer Zeit noch der Gletschergrund gewesen. Mit der Similaunhütte hatten wir dann auch gerade die italienische Grenze überschritten und befanden uns in Südtirol. In der gemütlichen Gaststube verpflegten wir uns zur Vorbereitung auf den langen Abstieg und gaben unsere Rucksäcke das letzte Mal in die Obhut der Materialseilbahn.

Der erste Teil des Abstieg war dann durchaus spektakulär, wir befanden uns wieder in ausgesetztem Gelände und es ging in Kehren sehr steil hinab, häufig durch Seile gesichert. Es zeigte sich auch schon einiger Gegenverkehr, der uns fröhlich mit Bon Giorno begrüßte. Irgendwann erreichten wir den Talboden und die Charakteristik des Wegs änderte sich sofort, es war nun etwas flacher. Auf ca. 5 km Wegstrecke bauten wir noch über 1100 Höhenmeter ab. Die Gruppe "Hanns" begrüßte uns freudig bei der finalen Ankunft am Tiesenhof.

Was nun noch folgte war eine entspannte Busfahrt durch das Schnalstal und Etschtal bis zum schönen Hotel in Algund bei Meran. Hier konnten wir mal wieder richtig duschen und im schönen Garten relaxen. Der Hotel Pool und viel Liegen lockten uns an. Abends trafen sich alle vom Starkregen unbehelligt im Wintergarten des Hotels zum sehr guten Abendessen. Es wurden von den Bergführern noch die Urkunden, Auszeichnungen und weiteres Informationsmaterial verteilt, ehe wir uns müde und glücklich in die Zimmer begaben.

Es war ein tolles Erlebnis in einer sehr gemischten Gruppe, gemischt in Hinblick auf Geschlecht, Alter, Beruf, Wohnort und Bergerfahrungen. Neben den neuen Naturerlebnissen konnte man auch viele interessante Gespräche führen, die Kenntnisse in deutschen Dialekten auffrischen und das Weltbild erweitern.


Karte mit Streckenverlauf
Grafik mit dem Höhenprofil
FLICKR Fotoalbum

Tag 0 (Gesamt-Übersicht)
Tag 1 (Oberstdorf - Kemptner Hütte)
Tag 2 (Kemptner Hütte - Memminger Hütte)
Tag 3 (Memminger Hütte - Zams)
Tag 4 (Zams - Braunschweiger Hütte)
Tag 5 (Braunschweiger Hütte - Vent)
Tag 6 (Vent - Vernagt Stausee)





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